Vorspann

Die geschätzte Kollegin Heide Liebmann – laut Signatur Potenzialdetektivin, Coach und Autorin – hatte die grandiose Idee zu einer Blogreihe „Oldies but Goldies“: Weil sie weiß, dass wir alle vor dem Jahresende wenig Zeit haben, animierte sie ihr Netzwerk, alte Blogbeiträge – die ja, wie wir wissen, alte Schätze sein können – noch einmal aus der Versenkung ans Tageslicht zu holen. Gerne schlug ich Heide diesen Beitrag „Das Märchen vom Duplicate Content“ vor, an dem mein Herz hängt und der zu seinem Erscheinungstermin 2014 (!!!) eine rege Diskussion ausgelöst hat und mir nebenbei die Anerkennung einiger SEO-Experten gebracht hat. Ich hoffe sehr, dass der ein oder andere Leser / die eine oder andere Leserin sich inspiriert fühlt.

Viel Vergnügen, schöne Weihnachtstage und einen guten Rutsch wünsche ich Ihnen!

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Das Märchen vom Duplicate Content

Es war einmal ein hinterhältiger Suchmaschinenoptimierer. Der war zu faul, immer wieder neuen Content zu erstellen und auf ehrliche Weise sein Geld zu verdienen. Darum baute er täglich neue Seiten für seine Kunden und füllte sie immer wieder mit den gleichen Texten. Die Seiten verlinkte er wahllos untereinander, um so Backlinks zu erzeugen und das Ranking seiner Kunden zu verbessern.

Dies erzürnte Google sehr und die Suchmaschine sprach: „Du sollst fürderhin keinen doppelten Content verbreiten und wenn Du es doch tust, wirst Du in die dunkle Hölle der nicht-auffindbaren Webseiten verbannt und vergessen für alle Zeiten.“

So oder so ähnlich lautet das Märchen vom Duplicate Content. Ich will versuchen zu erklären, warum das Unsinn ist und was es mit dem Duplicate Content wirklich auf sich hat.

Content – eine neue Erfindung?

Content-Marketing heißt der neue Trend, dem alle Marketiere hinterherrennen. Content bedeutet Inhalt, aber auch Gehalt. Mit Speck fängt man Mäuse, und mit Gehalt erreicht man Leser und Interessenten und gewinnt schließlich auch Konsumenten oder Käufer. Das also ist die neueste Marketing-Erkenntnis.

Speckmäuse

Mit Speck fängt man Mäuse.

Eigentlich ist es gar nicht so neu, sondern eine altbekannte Tatsache, dass Anwender Webseiten (wieder-)besuchen, die neue und interessante Beiträge liefern. Dass sie da hinkommen, wo ihnen etwas geboten wird, das sie weiterbringt.

Entweder sind sie nach dem Lesen in der Lage, ihren Job besser zu machen oder beim Chef zu glänzen. Oder sie können Fragen von Freunden und Kollegen besser beantworten und ihr Wissen vertiefen. Oder sie finden wenigstens etwas, das sie unterhält und Spaß macht. (An der Stelle können wir noch einmal Horaz zitieren: „Aut prodesse volunt aut delectare poetae aut simul et iucunda et idonea dicere vitae.“ Frei übersetzt bedeutet das, ein Text soll den Leser unterstützen und ihm bei der Bewältigung des alltäglichen Lebens helfen – oder wenigstens amüsieren.)

Ein Text soll informieren – oder wenigstens amüsieren. Klick um zu Tweeten

In allen Fällen wissen die Leser hinterher mehr als vorher und können etwas erzählen. Und deshalb kommen sie wieder. Darum funktionieren Ratgeber-Seiten aller Art so hervorragend.

Wer Inhalte doppelt publiziert, wird bestraft?

Anscheinend haben einige sogenannte Suchmaschinen-Optimierer oder selbsternannte Marketing-Experten die grandiose Idee gehabt, den einmal erarbeiteten Content auf vielen Seiten zu spiegeln, um ihr Ranking bei den Suchmaschinen durch Unmengen von Backlinks auf die eigene Seite zu verbessern. Das hat nicht funktioniert, weder mit duplizierten Seiten noch mit zu diesem Zweck aufgebauten Server-Farmen, die auf Teufel komm‘ raus künstliche Backlinks gesammelt haben. Es hat nicht funktioniert, weil die Entwickler bei Google viel zu schlau sind, als dass sie einen Betrugsversuch nicht bemerken würden und ganz schnell Abhilfe schaffen könnten.

In der Folge der betrügerischen Server- und Link-Farmen entstand dann irgendwann die Mär vom Duplicate Content: Google strafe jeden ab, der Content doppelt poste. Seine Seite werde niedriger gerankt oder verschwinde sogar ganz aus der Google-Suche.

Seitdem diese Theorie entstanden ist, poppen immer wieder neue Horrormeldungen hoch: „Wenn Dritte den Inhalt meiner Seite posten, werde ich bestraft.“ Oder: „Wenn Teile meiner Texte kopiert werden, ist das Duplicate Content, der meiner Seite schadet.“ Oder gar: „Wenn ich eine Pressemeldung auf Presseportalen poste, schadet das meinem Ranking!“

Google unterscheidet Pressemeldungen von anderen Texten. Klick um zu Tweeten

Solche und andere Warnungen können Sie getrost in den Wind schlagen und dahin verbannen, wo sie hingehören: ins Märchenreich. Denn Sie können schließlich nichts dafür, wenn Ihr Inhalt kopiert wird. Und selbstverständlich ist es ein Zeichen für guten Content, wenn er zitiert, kopiert und weiterverlinkt wird. Und natürlich ist es das Wesen einer Pressemeldung, das sie verbreitet wird und auf vielen Presseportalen publiziert wird. Das weiß auch Google und wertet sie entsprechend als aktuellen, im besten Fall hochwertigen Content, der die Leser interessiert.

[Abgesehen davon: Wer sollte denn in so einem Fall bestraft werden: Alle Presseportale, die eine Meldung veröffentlichen? Jedes Blog, das Beiträge eines anderen Bloggers postet? Oder die Website des Autors mit dem ursprünglichen Text?]

Was macht Google eigentlich?

Sagen wir es einmal anders herum: Google mag eine Datenkrake sein, aber vor allem hat Google das Ziel, dass die Leute finden sollen, was sie suchen. Daran arbeiten viele kluge Leute und optimieren die Algorithmen und verbessern die Technologie, damit die Suchergebnisse immer zutreffender werden. Die Suchmaschine ist so schlau und wird immer schlauer, dass Versuche, sie zu überlisten, meist schnell aufgedeckt werden.

Und wenn ein Nutzer auf einen Link klickt und auf der geöffneten Seite verweilt, wertet Google das als Bestätigung dafür, dass er wirklich gefunden hat, was er suchte, und dass das Gefundene gut ist. Aus welchem Grund sollte so eine intelligente Suchmaschine Autoren von Pressemeldungen oder Presseportale selbst dafür bestrafen, dass sie machen, wozu sie bestimmt sind: Pressetexte erstellen und verbreiten? Oder denken Sie im Ernst, die Suchmaschine könne nicht erkennen, was eine Pressemeldung ist?

Duplicate Content schadet nicht. Klick um zu Tweeten

Duplicate Content schadet Ihnen definitiv nicht. Allerdings kann es sein, dass ein Suchender über einen Link nicht auf den Originaltext geleitet wird, sondern auf eine der Kopien in einem Presseportal. Aber auch hier gibt es Möglichkeiten, wie Sie erreichen, dass die Crawler (das sind die fleißigen Google-Helferlein, die alle Seiten im Internet durchstöbern und nach relevanten Begriffen filtern) die richtige Seite als Original erkennen. Einige Möglichkeiten erklärte Sven Naumann vom Search Quality Team bei Google bereits 2008 im Artikel „Duplicate Content aufgrund von Scraper-Sites„.

Google versucht also lediglich, herauszufinden, welches der Original-Content ist und wo es sich um eine Kopie handelt. In den meisten Fällen gelingt das und hat keinen negativen Effekt für die Site mit dem Original-Content. In den Google-Suchergebnissen werden lediglich manchmal die mehrfachen Treffer herausgefiltert, damit der Suchende nicht x-mal auf den gleichen Inhalt stößt.

Und wenn er nicht gestorben ist …

Wenn Ihnen also jemand erzählt, Sie sollten Ihre Pressemeldung nicht im Internet verbreiten, weil sich dadurch Ihr Ranking nicht nur nicht verbessere, sondern sogar verschlechtern könnte, sagen Sie ihm bitte mit einem schönen Gruß von mir, dass dies barer Unsinn ist.

Wenn Ihnen dieser Beitrag geholfen hat oder weitere Fragen zur Online-PR ungeklärt sind, freuen wir uns auf Ihren Kommentar.

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